So war`s vor 95 Jahren
Heinrich Lehmbrock, Gründungsmitglied des BSV Ostbevern, erzählt in der Chronik von 1988 aus seiner aktiven Zeit: „Da waren Friedrich Schwarze und Otto Bergner, beides begeisterte Fußballer. Oft spielten sie selbst mit: Lehrer Schwarze im Sportunterricht in der Schule, Otto Berger, wenn er abends die Fußballer trainierte. Und sie waren auch diejenigen, die zur Vereinsgründung trieben, obwohl die Geistlichkeit damals gar nicht dafür war. Die kurzen Hosen galten (trotz der langen Hosenbeine) als anrüchig, und der Sonntagnachmittag war für die Christenlehre und die Andacht da, nicht für eine solche „Volksbelustigung“. Doch man nahm Rücksicht aufeinander und kam deswegen nach und nach auch besser miteinander aus. Die Spiele begannen eben nach der Andacht; dann aber versuchte man werbewirksam im Trikot vom Vereinslokal Wilhelm Althoff über die Dorfstraße zum Sportplatz zu marschieren, der damals zuerst auf „Borgmanns Wieske“, dann am Grevener Damm lag: Man nahm die Zuschauer also mit, wenn sie nachmittags aus der Kirche kamen. Den Platz am Grevener Damm hatte man mit viel Eigenarbeit und Eigenkapital in der Zeit der Inflation zurecht gemacht. Der Erbdroste stellte ihn zur Verfügung, und nach Feierabend ging es daran, das Gestrüpp und die zahlreichen kleinen und großen Fichten abzuholzen und wegzuschaffen. Dann musste planiert werden, natürlich mit der Schaufel, eine bei dem welligen Gelände ungemein zeitraubende Arbeit, bei der die Gruppe der anfangs etwa 20 Freiwilligen immer kleiner wurde, bis man erkennen musste, dass man sich wohl doch übernommen hatte und alles zu lange Zeit in Anspruch nahm. So wurden dann die Restarbeiten im Stundenlohn vergeben. Dafür hatte jedes Vereinsmitglied 80 Pfund Getreide zu spendieren. Und dann ging es ans Spielen: anfangs hatten die Tore keine Netze, später Drahtgeflecht. Man spielte auch ohne Schuhe oder in Landschuhen, mit einem recht ungefügen Lederball, der zwischenzeitlich oft genug geflickt werden musste, wenn die Blase ein Loch hatte. Besondere Schwierigkeiten machte das Verschnüren, weil nicht zuletzt davon die Rundung abhing. Nicht selten nahm der Ball je nach Wetterlage und Beschaffenheit der einzelnen Lederteile auch unnötige Rundungen an. Dennoch spielte man Fußball, nicht Rugby.“ Heinrich Lehmbrock war Mittelläufer, nicht Mitläufer, wie er betont und weiß sich an manche lustige Begebenheit zu erinnern: Da waren die gut besuchten Kameradschaftsabende, gesellig und zumeist lange dauernd; da gab es Kneipenrundfahrten, oft nach auswärtigen Spielen, auch gesellig, aber zumeist noch länger dauernd. Da war überhaupt das Problem der Auswärtsspiele: Was man nicht mit dem Fahrrad erreichen konnte, musste man per Bahn zu erreichen versuchen, später auch mit Bernd Keupers LKW. Gleich nach der Frühmesse ging es los und erst abends, oft genug nach dem Füttern, kam man zurück. Und die Kosten? Die hatte natürlich jeder selbst zu zahlen, sonst durfte er eben nicht Fußball spielen. Einmal – wohl in Nienberge – war es besonders problematisch. Ein Teil der Mannschaft konnte – aus welchen Gründen auch immer – nur verspätet nachfahren – mit dem Fahrrad. Natürlich musste man ein entsprechendes Tempo vorlegen, um den Anstoß nicht zu verpassen. Das gelang zwar, aber in der 2. Halbzeit konnte man deutlich sehen, wer mit viel Energie und Einsatz nachgefahren war. Ja, so war das in der guten alten Zeit!